Reisebericht Marokko vom 5. – 19.10.2009 mit Bergerlebnis Toni Freudig (www.freudig.de)
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Montag: 5.10.: Fahrt mit der DB nach Frankfurt – Flug nach Madrid – Weiterflug nach Marrakech – Übernachtung im Hotel. Alfred, unser Bergführer aus dem Allgäu und ich treffen uns im Zug. In Stuttgart steigt Ute dazu. In Frankfurt treffen wir Dieter und Thomas.
Dienstag: 6.10.: Der Ruf des Muezzin weckt mich, Vogel Gezwitscher. Nach dem Frühstück, als endlich das Auto da ist, wird unser Gepäck auf dem Dach verladen und es geht los. Achmed, unser Fahrer, begleitet uns ab jetzt die zwei Wochen. Wir fahren durch die staubigen Außenbezirke durch die Stadt, weiter nach Osten auf einer normalen Straße und kommen nach ca. 2,5 h und 150 km Fahrt bei den Cascades d´Ouzoud an. Der höchste Wasserfall von Marokko stürzt sich 110 m in die Tiefe. Die Landschaft bzw. die Schlucht ist sehr schön. Mit einem Führer laufen wir außen herum und dann in die Tiefe, wo wir mit einem kleinen Boot über den Fluss zur anderen Seite übersetzen. Auf halber Höhe, mit sehr schönem Blick auf den Wasserfall, setzen wir uns in ein Restaurant. Das marokkanische Nationalgericht „Tajine“ wird uns serviert. Eine Tonform, mit Unterteller und einem Kegel (oben ein Loch) als Deckel, lässt die Speisen im eigenen Saft garen. Hammelstücke, Gemüse und Couscous erwarten uns. Überall erhält man sehr gesüßten Pfefferminztee vorher und nach dem Essen. Wilde Berberaffen turnen herum, um eventuell was zu stibitzen. - Gestärkt laufen wir den Rest nach oben und weiter geht es im Auto ins Atlashochtal Ait Bou Guemez (120 km, 3 ½ h). Wir überqueren auch den Pass Tizi-n-Tirgeste und kommen abends im Dorf Timit an. Wir übernachten in einem Berberhaus. Man kann diese Berberhäuser als Herbergen bzw. Hütten verstehen. Es gibt Schlafräume die mit Teppichen ausgelegt sind und Schaumstoffauflagen haben. Ein Aufenthaltsraum gibt es, wo gegessen wird. Mohammed, unser Bergführer aus Marokko stellt sich vor und ist gleichzeitig unser Koch. In einer Küche bereitet er das Essen. – Stehkloos mit Wassereimer, Waschgelegenheit (Putzmittel gibt es in Marokko nicht – lieber nicht hinschauen!) und halblebige Duschen (Kampf mit dem Duschschlauch, der immer abknickte!). Abendessen: Suppe, Tajine mit Hackfleischbällchen, Bananen. Ab jetzt gibt es abends zum Abschluss „Wermuttee“. Schwätzen, Schlafsack – die Nacht ist unruhig – ein Mann unterhält sich laut – Hunde bellen – ein Hahn kräht um 4 Uhr – der Muezzin ruft um 5.00 Uhr - endlich kann ich aufstehen!!
Mittwoch: 7.10. – Frühstück: Fladenbrot im Marmelade oder Käse, dazu Tee, Kaffee. Das Auto wird beladen. Wir fahren lange durch wilde Landschaften, Berberdörfer mit vielen Kindern (50 % der Bevölkerung ist unter 20 Jahre!) bis wir auf ca. 2700m sind. Dort lässt uns Achmed heraus und wir beginnen mit dem Aufstieg zum
Azourki 3550m. Über Steine und Polster steigen wir höher. Spinnweben ziehen über die Polster – sieht schön aus. Der Berg hat drei Gipfel. Ute und ich bleiben am ersten Gipfel, unsere Männer springen zum zweiten Gipfel ca. 3650m – nach einer Pause in der Sonne beginnen wir den Abstieg. Der Schotter war unangenehm, weiter unten, an einem Steilabbruch durften wir etwas klettern (war gut! – 5 h insgesamt). – Am Auto erwartet uns das Mittagessen: Ein schöner Teller mit abgekochten Nudeln, rundherum geschnittene Zwiebeln, Karotten, Oliven, Tomaten, dazu Fisch aus der Dose, eine Senfsoße und Brot. Mann konnte einen tollen Nudelsalat daraus machen – es schmeckte sehr gut - klar der Pfefferminztee fehlte natürlich nicht. Um 16.30 Uhr geht es weiter über Tizi-n-Ilissi, Zaouia Ahanesal. Wilde Berge, wir umrunden Täler, oberhalb von den Flüssen siedeln die Dörfer, am Fluss sind die Felder, lockere Wälder mit Steineichen, Wachholder, grandiose Felsformationen – wir sehen den Berg La Cathedrale (den wir besteigen wollten). Sand-, Schotterpiste – nach 110 km Fahrt kommen wir an dem Berberhaus an, wo wir wieder übernachten. Das Haus sieht aus wie eine Festung – sehr schön. Die Räume sind ok und die sanitären Anlagen auch ok für dortige Verhältnisse. Wir sitzen draußen, die Grillen zirpen, der Fluss rauscht. Wir erfahren, dass der Weg durch die Schlucht, die wir morgen durchfahren sollten nach ca. 15 km verschüttet ist und wir eigentlich einen Umweg von 170 km mit Schotterpiste fahren müssten. Es reicht nicht, den Berg „La Cathedral“ zu besteigen. Achmed, unser Fahrer, macht den Vorschlag, uns bis zur Verschüttung zu fahren, wir laufen dann 20 km durch die Schlucht bis zu dem Dorf, wo wir übernachten, er fährt zurück und macht den Umweg alleine. Das war ok. – Abendessen: braune Suppe (die gibt es immer! – schmeckt – na ja!), Couscous mit Gemüse und Huhn, Honigmelone. Nach unserem Wermut – Schlaftrunk – geht es bald ins Bett.
Donnerstag: 8.10.: Frühstück – Auto beladen. Wir fahren durch eine wunderschöne und grandiose Bergwelt. Der Schotterweg mündet in eine Schlucht und führt am Fluss entlang, mal dicht daneben, mal weiter oben mit schaurigem Blick in die Tiefe. Schlaglöcher, Steine müssen geschickt von Achmed überwunden werden. Solche Fahrstrecken gibt es bei uns nicht mehr. Oftmals blickte ich weg – ob das wohl gut geht – oder wir mit samt dem Auto in die Schlucht stürzen?! Im Auto wurden wir hin- und her gerüttelt. Keiner sagte viel – wir dachten nur – hoffentlich geht das gut! Ca. 2h fuhren wir bis es nicht mehr weiter ging (rund 15 km in der Schlucht). Dann entließ uns Achmed. In der Sonne (heiß) liefen wir dann die Schlucht entlang. Die Wände rechts und links türmten sich bis 800 – 1000m hoch, der Fluss wild, braun und reißend. Auf den Bildern kommt das gar nicht so heraus. Vor Wochen war ein großes Unwetter. Der Atlas hält kaum die Erde und alles, was nicht fest ist wälzt sich dann ins Tal. Urgewalten!
Unter einem Baum machen wir dann Picknick und es gibt Fladenbrot, gekochte Rüben und Kartoffeln, Fischdosen. So ziemlich am Schluss der Schlucht mussten wir dann die Schuhe ausziehen und eine Strecke durch den Fluss waten. Spannend. - Nach ca. 20km Fußmarsch kommen wir in Anergui an. Es ist Markttag. Von überall her kommen Berber und kaufen dort, das was sie brauchen, ein. Das ist wirklich das ursprüngliche Marokko, wo wenig Touris hinkommen. Wir laufen durch den Markt, mir spuckt ein älterer Mann vor die Füße – ich registriere – wir sind nicht unbedingt von allen erwünscht! Ich traue mich auch nicht zu fotografieren, ich finde das respektlos! War aber sehr interessant alles. – Hinter dem Mark ging es dann zu dem Gästehaus, wo wir übernachteten. Das Haus liegt etwas erhöht und ich konnte dann von oben ein paar Bilder machen. Reicht ja auch. – Wir können duschen, wir zwei Frauen haben wieder einen extra Schlafraum, die Männer auch, was angenehm ist. So kann sich jeder ausbreiten wie er will. Es wird gewaschen, Wäsche aufgehängt. Meine Wäsche hänge ich an ein Fenstergitter, später ist meine U-Hose weg. Wir lachen herzlich, denn wer hat sie geklaut, Schafe, Hunde, die hinter dem Haus waren???? - Später tröpfelt es, es wird kühler. Abendessen und bald in den Schlafsack.
Freitag: 9.10. Wir fahren ungefähr 2½ Stunden über Berg und Tal (wild). Unser Auto hat irgendwann dann ein Loch im Reifen, was mit einem Nagel geflickt wird. Stop: zwei LKWs mit Arbeiter versperren die Straße, Reparaturarbeiten. Unser Auto bekommt Luft für den Reifen, dann geht es weiter. Wir kommen über Hochtäler und durch die Orte Tasraft, Tizgart und Ait Ärta zum Isli-See, der auf 2420m liegt. Wir laufen ein Stück am See entlang, um dann in die Ortschaft Imilchil zu fahren, um den Reifen flicken zu lassen. Während dessen besuchen wir den dortigen Markt, einen Stand mit frisch gezogenen Zähnen auf dem Tisch darf ich leider nicht fotografieren. Der „Zahnarzt“ wollte das nicht! Schade – das wär es gewesen! – Wir fahren zurück zum See. Eigentlich wollten wir am hinteren See campen, aber drohende Wolken und der zum Teil schlammige Weg dorthin, lässt uns überlegen, dass wir am vorderen See übernachten werden. Unterwegs ziehen wir noch ein anderes Fahrzeug aus einem Schlammloch. Der hintere See ist zwar schön, aber die Landschaft ganz karg. Keine Frage, der vordere See ist schöner. Also wieder die 10 km zurück – Aufbau der Zelte – als die Sonne weg ist, wird es kalt. Abendessen – braune Suppe (kein Name- ist aber immer gleich), Spagetti mit Tomatensoße, Melone – Schlaftrunk – Bett.
Samstag: 10.10. 6.00 Uhr aufstehen, frühstücken, Zelt abbauen, Wagen beladen. Los. Wir fahren wieder durch wilde einsame Täler, zum Teil Sandpisten, um in Agoudad einen Cafe-stop einzulegen. Wir wollen eine Tropfsteinhöhle in einem Tal besuchen. Rechts und links an den Flüssen liegen die handtuch großen Felder. Die Menschen ziehen mit Maultieren dort zur Arbeit. Sie leben nur von dem, was die Felder hergeben. Immer weiter geht es, bis der Fluss aus tollen Felsformationen heraus tritt. Dort endet die Fahrt bzw. wir steigen aus, laufen, während Achmed das Auto durch das Flussbett fährt. Stop - und wir laufen durch Felsen und Gesteinsgebilde, unter einem Wasserfall vorbei, immer höher bis wir über Felsbänder vor dem Eingang der Höhle stehen. Ein Felsentor spannt sich gigantisch über die Felsen. Mit Taschenlampen erkunden wir die Höhle. Nur 70m, auch über zwei Leitern, dringen wir ein und sehen schöne Stalagtiten und Stalagmiten. Zurück bis zum Auto.
Dann fahren wir bis zu einem Hochtal, wo wir zwei Stunden Mittag machen. Zehn Allradautos fahren an uns vorbei – ist wohl eine Rallye! Weiter geht es über den Tizi-n-Ouana Pass 2900m durch Dörfer. In einem Dorf versperrt uns eine Hochzeitsgesellschaft den Weg. Sie sind mit Musik, viel Krach auf dem Weg die Braut abzuholen, erklärt uns Mohamed. Eine Frau trägt einen Koffer auf dem Kopf, vielleicht mit Geld und/oder Geschenken darin. Wir winken, die Kinder staunen, langsam fahren wir durch die Gesellschaft durch.
Weiter geht es zur Dades-Schlucht. Bevor wir dort ankommen, frisst sich der Fluss durch tiefe Canyons, wir fotografieren von oben. Es gibt tolle Aussichten – steile Felsen rechts und links. Nach langer Fahrt kommen wir am Hotel „Le vieux chateau dades“ an. Begrüßungstee – endlich wieder duschen. Bis zum Abendessen dauert es noch etwas. Ute und ich laufen an der Straße nach unten, wo ein paar Geschäfte und Restaurants sind. Es ist dunkel und wir werden auch unangenehm angesprochen – schnell zurück. Abendessen: unsere „muffige“ Suppe mit Koriander, sehr gut ist aber die Tajine mit Couscous und Gemüse, Hähnchen extra, Melone. Endlich gab es mal Sweppes citron. Pfefferminztee und Wasser – irgendwann reicht es!
Sonntag: 11.10. Frühstück mit Crepes – hmm. Fahrt durch das Tal der Draa (Rosental). Wir halten nicht, die Straße ist mal gut, mal weniger – weiter durchs Tal der Kasbahs – in einem Palmenhain halten wir für zwei Stunden für unsere Mittagspause. In Zagora (südliche Provinz – die Frauen tragen traditionell schwarze Kleider) halten wir, um Wasser und Fladenbrot zu kaufen. In der Markthalle kaufen wir uns alle blaue Tücher (25 dH = 2,50 €) – beraten von Ute, die sich gut auskennt! Hinter der Markthalle steht unser Auto, leider im Halteverbot. Achmed streitet mit einem Polizisten – leider vergeblich. Achmed ist sauer. – Weiter geht es, irgendwann biegen wir ab in die Wüste bzw. Dünenlandschaft. Wir suchen nach unserm Wüstencamp. Wir fahren 2 an, die sind es nicht. Weiter zu einem weiteren, dort können wir dann bleiben. Es sind aufgestellte Nomadenzelte, in denen man übernachten kann. Während wir auf die Dünen sprinten, um den Sonnenuntergang zu sehen, laden unsere zwei Guides das Auto ab. – Beeindruckend ist die Wüste, die Landschaft, die untergehende Sonne lässt die Dünen rot-gelb erscheinen, alles wird sanft und still. Wir genießen die Stimmung. Zurück, belegen wir Frauen ein Beduinenzelt, die Männer ein anderes. Achmed ist schon am Kochen. Später sitzen wir unter dem Sternenhimmel, der Milchstraße, essen - und diskutieren über Gott und die Welt. (Heute sind wir ungefähr 390 km gefahren und waren rund 6 Stunden im Auto).
Montag: 12.10. Wir hatten die Tür von dem Zelt aufgelassen, es war warm. Wir haben gut geschlafen. Um 6.00 Uhr stehen Ute und ich auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Schön – der Sonnenuntergang ist aber schöner. Frühstück – wir laufen ein Stück, denn auf uns warten fünf hübsche Dromedare. Vier Stunden können wir mit diesen Tieren verbringen. Uns wird jeweils ein Tier zugewiesen. Sie sind aneinander gebunden. Langsam geht es durch Sand- und Steinwüste. Ich versuche eine günstige Stellung auf dem Sattel einzunehmen, dass ich das Gestell unter mir nicht spüre. Außerdem fehlt am Griff eine Halterung, sodass ich mich etwas vorbeugen muss. Meine „Dame“ peilt am Boden immer ein grünes Gewächs an, rupft im Laufen, muss sich dann aber beeilen, um wieder am gestrafften Seil mitzukommen. Dadurch läuft das Biest recht ungleichmäßig und ich muss aufpassen, dass ich nicht herunter rutsche. Nach 1½ h machen wir an einem Baum eine Pause. Thomas Dromedar legt sich gleich hin und spielt „tot“ – wir waren zuerst erschrocken – aber der Guide kannte das wohl schon! Wir essen ein paar Nüsse und Datteln, Feigen - das ist übrigens immer der „Zwischen –drin-Snack“ – sehr gut! – Alfred läuft ab jetzt. Sein Sattel ist so stark abgesessen, dass er hinten runter rutscht und sich leider auch aufgerieben hat. Um 10.00 Uhr zeigen unsere Uhren zwischen 33 und 36°C, am Ende unserer Tour 42°C!!!!!!!!!!!!! Unsere Tücher, die wir um unseren Kopf geschlungen haben, sind super. – Man kann sich wirklich gut vorstellen, dass diese Tücher, weite flattrige Kleidung hier das richtige ist, zumal die Temperaturen hier im Sommer ja weit über 40 – 50°C erreichen.
Übrigens sind wir nur ca. 10 km von der Algerischen Grenze weg, und wir (Alfred und Führer) holten vorher Einkünfte ein, ob es momentan Probleme an der Grenze gibt. Zwischen Marokko und Algerien gibt es immer wieder Geplänkel! – Nach drei Stunden, kurz bevor unsere Dromedare an einem Brunnen getränkt werden, laufe ich dann auch nebenher. Am Brunnen werden gerade von einem jungen Beduinen Ziegen getränkt, kurz darauf kommt eine Frau, die dann das Sagen hat, wer woraus getränkt wird! – Es war eine gute Erfahrung mit dem Dromedar. Man schaukelt auf dem Tier und hängt seinen Gedanken nach. Der Horizont gleichförmig bzw. der Wechsel zwischen Stein- und Sandwüste ist die einzige an Abwechslung. Wenn man denkt, dass das ja erst der Anfang der großen Wüste ist! Gigantisch! – Nur, eine Reise, bei der ich tagelang mit einem Dromedar unterwegs bin, möchte ich eigentlich nicht mehr machen (war angedacht). – Kurze Zeit später kommt uns Achmed mit dem Auto entgegen. Wir verlassen unsere Dromedare und steigen ins Auto. Auch gut. - Durch den Sand geht es irgendwo weiter (woher weis Achmed wohin er muss?). Plötzlich sitzt das Auto fest. Aussteigen - abladen - schieben – schaufeln - irgendwann kommt das Auto frei. Danach Mittagspause unter einem Baum. Ausruhen – Mittagsschläfchen! – Weiterfahrt zur großen Düne von Chegaga (knapp 300 m ?) – Fahrt ca. 2h. Wir suchen wieder ein Wüstencamp. Das große ist ausgebucht und andere wollen uns nicht – also stellen wir unsere Zelte auf – wir haben ja alles dabei einschließlich Wasser und Essen – kein Problem. Wir sind von dem großen Camp weiter entfernt (Lärm nachts!) und laufen dann auf eine der größeren Dünen, um den Sonnenuntergang zu sehen. Sehr schön. – Beim Abendessen läuft ein kleiner Skorpion um uns herum – die Erwägung unter freiem Sternenhimmel zu schlafe, lasse ich fallen! – Am Abend ist es noch um die 30°C warm. Wieder ist alles so still und friedlich.
Dienstag: 13.10. Zeltabbau, Frühstück mit Hefeteile in Fett gebacken und Marmelade – schmeckt gut. Los geht es eine Stunde über Sandpiste, das Auto schlingert hin und her – wir werden gut durchgeschüttelt (nicht gerührt!). Da Achmed im unteren Gang fährt, müssen wir bald eine Pause machen, um den Motor abkühlen zu lassen. Im Sand sehen wir die Spur von einer Schlange. Weiter geht es über eine Steinwüste und dann kommen wir auf das Hochplateau, welches ein Teil der Stecke der Rallye Paris – Dakar ist. Anmerkung: Achmed war einmal bei der Begleitmannschaft der Rallye dabei. Er kann ausgesprochen gut fahren! – und wir sehen am Horizont eine Fata Morgana (die Luft erwärmt sich über dem Boden, darüber ist eine Inversionsschicht, durch eine Spiegelung wird der Himmel auf den Boden projektiert)– einen See. Wir fahren darauf zu – und irgendwann ist sie weg. Weiter auf eine Stadt zu und ewig über Berge und Wüste. Cola-Stop. Picknick an einer Passstraße. Um 16.30 Uhr, nach 180 km, sind wir in Quarzazate. Im Hotel quartieren wir uns ein und duschen nach der Wüste. Endlich wieder mal auch ein Bier! Anschließend laufen wir vom Hotel los und erkunden das etwas trostlose Viertel. Da wir nur zwei Stunden Zeit hatten bis zum Abendessen, lohnte es sich nicht weiter zu gehen. Nur – ein großer Teil der Städte (diese Stadt rund 700 000 EW) – sieht eben so aus! Zurück zum Hotel. Es gibt Suppe/Omelette, Tajine mit Gemüse und Huhn oder mit Hackfleischbällchen. War lecker.
Mittwoch: 14.10. Wir fahren in Quarzazate an den Filmstudios vorbei. Hier wurde der Krieg der Sterne 3 – 4 gedreht. Rundherum Mondlandschaften, karge Felsen usw. Nach 30 Minuten kommen wir in ein Dorf, bei der eine sehr bekannte Kasbah steht: Ait-Benhaddou – eine Wohnburg – eine Anlage mit verschachtelte Lehmhäuser (heute Souvenirläden). 150 Familien mit rund 2000 Leuten wohnten dort. Die Lehmziegel müssen äußerst fest gepresst werden, sie können dann 350 Jahre halten. Mittlerweile haben die Clans erkannt, dass diese Wohnburgen erhaltenswert sind – und sie werden wieder hergerichtet. Wir zahlen Eintritt und laufen die Gassen hoch, bis ganz oben, wo die eigentliche „Festung“ ist. Uns belohnt ein sehr schöner Blick. Wir kommen wieder an den vielen Souvenirläden vorbei – weltweit wiederholt es sich in mit den Ländern – überall, landestypisch, fast das gleiche Angebot. Aber so ist das halt. Die Menschen brauchen ja auch Geld zum Leben – nur lästig ist, wenn sie dann nicht aufgeben und einem nachlaufen.
Fahrt über den Tizi-n-Tichka Pass. Überall sind Stände mit Fossilien und Steine. Am Pass oben machen wir einen Cola-Stop, und wer will kauft etwas von diesem riesigen Angebot. - Hat schon schöne Sachen dabei! - Abwärts halten wir dann an einem Restaurant. Daneben wird von Frauen Arganöl und Produkte (Cooperative) davon verkauft. Frauen sitzen am Boden und knacken und schälen von Hand die Argannüsse. Eine Frau erklärt mir in Englisch die Prozedur. Die Nüsse werden dann zu einem Muss gemahlen – eingedickt –daraus wird das Öl gepresst (erste Pressung für Speiseöl, zweite Pressung für Kosmetikprodukte). Das Öl schmeckt nussig und ist sehr wertvoll mit Omega-3-Fettsäuren, Vitamine usw. 100 ml kosten umgerechnet 10 €. – Im Restaurant gibt es Salat, Tajine mit Blumenkohl, Zwiebeln, Tomaten und Huhn. Auf dem Salat ist das „muffige Gewürz“ – endlich sagt man uns, dass es Koriander ist – ähnlich im Aussehen wie die Petersilie! – Weiter, wir fahren noch ewig bis wir im Bergdorf Imlil (1770 m) ankommen. Heute sind wir rund 270 km gefahren – In einem schönen Haus, wahrscheinlich von den Franzosen noch gebaut, übernachten wir. Dieses Haus gehört der Agentur in Marokko. Schöne Kacheln sind bis halber Höhe gezogen, Duschen wurden eingebaut. Die Aufenthaltsräume mit Divans sind schön. Küche. Oberflächlich ist alles sauber, der Boden hat aber wohl kaum Wasser gesehen. Die Küche darf man auch nicht so genau anschauen. Man muss in Marokko alles mit Scheuklappen betrachten. Verkehrt ist es nicht, sich Schnaps mitzunehmen und abends immer einen zu nehmen. Dieter und Thomas waren so klug, leider reichte der Vorrat nur bis in der Wüste. - Achmed unser Fahrer verabschiedet sich, er hat sich in der Wüste Durchfall eingefangen und hatte Kopfweh usw. Schade, er war sehr lustig, wir hatten viel Spaß miteinander – und er war ein spitze Fahrer. Nach dem Abendessen: Couscous mit Gemüse, Huhn geht es ins Bett.
Donnerstag: 15.10. 'Hüttentag'. Nach dem Frühstück warten wir auf die zwei Mulis, die unser Gepäck tragen sollen. Das dauert zu lange und da ein Muli mit Mann auf den zweiten Mulitreiber mit Tier warten, gehen wir langsam über Terrassen, Häuser und Gärten höher, über den geröllhaltigen Fluss auf einem moderaten Weg immer höher. Auf 2400 m ist eine Pilgerstätte für Paare, die einen Kinderwunsch haben, Paare, die heiraten wollen usw. Deshalb ist der Weg breiter und immer wieder steht auch eine Hütte, bei der man Getränke oder was zum Essen kaufen kann. Wir laufen weiter und machen dann an der Pilgerstätte Chamharouch einen Tee-Stop.
-Kurz danach eine Begegnung mit einem Bergführer von einem anderen Bergsteiger Reiseveranstalter. Er hat in dieser kurzen Begegnung über die Deutschen hergezogen (er ist Niederösterreicher!) und das ihn das Zelten abgeht!!! Wie kann ein Bergführer vor anderen Gästen sich so gegenüber unserem Bergführer auslassen. Unerhört. Mit diesem Mann wollte ich nicht unterwegs sein, der ja schon eine solche Abneigungen gegen uns Deutsche hat, wie ist dann wohl seine Menschenachtung von anderen Völkern? Ein E-Mail folgte an seinen Veranstalter!!!! -Ich war in diesem Moment so perplex, dass ich gar nichts sagen konnte!! Hinterher weis man immer, was man hätte sagen können.
– Unserer weiterer Weg führte immer höher das Tal hinauf. Sehr schön. Es wart aber ein reger Verkehr von Mulis, die bepackt von der Hütte kommen oder nach oben gingen. Leute steigen ab und so wie wir hoch. So um 13.30 Uhr sind wir dann an der Toubkal-Hütte 3200m. 1330Hm mit Pausen 5½ h. Die „neue“ Hütte ist erst ein paar Jahre alt und wird von 2 Männern bewirtschaftet. Eigentlich ist es eine Selbstversorger Hütte, denn Mohamed, wie auch andere Begleiter kochen in einer Küche im Keller (Eisloch) und sie schlafen auch dort (eiskalt). Später sehen wir, dass manche Gäste eben doch Tee und Essen bekommen. – Die Hütte ist schön aus Naturstein gebaut, aber sehr dunkel. Der Aufenthaltsraum mit Polstern ist auch in Ordnung. Eine Halle, nach oben offen (maurischer Stil) ist ebenfalls als ein Aufenthaltsraum gedacht, zum Essen. Leider erfahren wir in der Nacht, dass es dadurch furchtbar in der Halle hallt und in den obigen Schlafräumen (Lager) sehr laut ist. Die Lager sind nicht besonders, kein Fenster zu öffnen (zugenagelt!). Wir belegen halt etwas mit Abstand Plätze – leider kommen aber noch welche dazu. – Ein paar von uns machen ein gemütliches Mittagsschläfchen im molligen Schlafsack – die Hütte ist innen kalt. Tee gibt es dann und wir sitzen im Aufenthaltsraum mit internationalem Publikum. Vor der Hütte sind Zelte von Hauser oder vom Summit Club. Wolken ziehen auf, es regnet leicht. Abendessen, um 21.00 Uhr geht das Licht aus – in der Nacht geht laufend jemand aufs Klo – die Türe knarrte – trotzdem schlief ich ordentlich (dank Oropax).
Freitag: 16.10. 1.Gipfeltag. Ab 5.00 Uhr ging der Krach los, ständiges Aufstehen, Rascheln usw. Wir sind dann endlich um 6.15 Uhr aufgestanden. Um 7.30 Uhr sind wir Abmarsch bereit. Es ist sonnig, kalt und windig. Hinter der Hütte geht es über eine Schuttrinne, dann Blockwerk hoch, immer höher, gut zu begehen. Der Weg ist staubig, trocken zum Teil mit Rollsplitt und ausgetreten. Nach zwei Stunden eine Tee- und Riegelpause. Auf 3990m, dem Sattel, sehen wir auf die andere Seite, wir pausieren nochmals kurz, um dann zügig auf den Gipfel des Jbel Toubkal mit 4186m (965m von der Hütte, 5½ h) zu kommen. Wir hatten keine Probleme, mir/uns ging es gut! Ein Spanier macht von uns allen ein Gipfelfoto und da es fast windstill ist, genießen wir den Ausblick und unseren Erfolg. Dann geht es relativ schnell wieder zur Hütte. Ute und ich sammel beim Abstieg schöne Steine mit Einschlüssen (vieles vulkanisch). Tee und Mittagessen gibt es dann bald. Mittags tröpfelt es wieder und die Hütte füllt sich wieder. Leider haben wir wieder ein paar Gäste im Lager. – Hygiene ade! Die Waschbecken darf man gar nicht anleuchten. Es gibt hier nirgends ein Putzmittel, die Klos werden ja nur mit Wasser nachgespült. Hier muss man Scheuklappen tragen! Alfred ist leider stark erkältet! Ihm geht es nicht so gut. Nach dem langen Nachmittag folgt ein langer Abend bzw. eine lange Nacht. Lebhafter Verkehr auch von lautstarken östlichen Bergsteigern. Husten usw. Hüttenromantik pur!
Samstag: 17.10. 2. Gipfeltag. Endlich dürfen wir aufstehen. Um 7.00 Uhr geht es zum Ouanukrim 4080m. Es ist klar, in direkter Linie über der Hütte geht es hoch zu einem Sattel in 3850m. Kurze Rast. Dann kommt die Überraschung, wir klettern im 1-2er Gelände 100m höher, bis wir zu einem plattigen Gelände kommen. Unschwierig geht es weiter, kurz nach unten und dann über eine kleine Kletterstufe zum Gipfel (3h, 880Hm, 10.00 Uhr). Wunderbar, wir sind alleine, keine andere Gruppe ist unterwegs. Wir haben wieder einen wunderschönen Blick rundherum. Beim Abstieg erklettert Dieter noch einen Felsen (er hat heute Geburtstag!). -Alfred ist ziemlich angeschlagen, Durchfall kam bei ihm in der Nacht noch dazu – trotzdem hat er gut mitgehalten! Abstieg zur Hütte (2h). Kurze Mittagsrast. Kurz vor 14.00 Uhr geht es weiter, aber es beginnt gerade zu regnen, der Regen geht in Graupel über. Also ziehen wir zuerst die Regenklamotten an – dann geht es los. Wir laufen und laufen, irgendwann hört es auf zu regnen. Ein grandioser Regenbogen spannt sich über das Tal. Ich glaube keiner von uns hat je so einen schönen, vollständigen Regenbogen gesehen!! Kurz vor der Pilgerstätte begegnet uns ein unvorstellbar dicker Mann (Hose, Unterhemd) auf einem Muli. Zwei Treiber müssen das arme Tier immer wieder antreiben. Wir fragen uns, was so ein Mann in den Bergen bzw. auf der Hütte will! Es ist unglaublich, was oder wer in den Bergen unterwegs ist! Trinkpause mit Saft (endlich mal wieder was anderes zu trinken). Nach 7 h Abstieg (2 vom Gipfel zur Hütte und dann rund 5 Stunden nach Imlil) kommen wir wieder in unserem Haus in Imlil an. Jeder ist eigentlich froh, endlich da zu sein. Wir pflegen uns, richten unser Gepäck. Mohamed hat ein Festessen gemacht: Pommes, Zwiebelgemüse, Backpflaumen, Orangenscheiben mit Zimt. – Wir sprechen über die Reise, was gut war, was besser zu machen ist usw.
Sonntag: 18.10. Mohamed hat uns nochmals die gebackenen Hefestangen zum Frühstück gemacht. Zusammenpacken – wir warten auf der sehr schönen Dachterrasse (sehr warm) auf unseren Fahrer, der uns nach Marrakech bringen soll. Uns wird die Zeit zu lang und wir gehen in den Ort. Endlich kommt der Fahrer um 10.30 Uhr! Die Zeit wird knapp, unser Reiseführer in der Stadt soll um 13.00 Uhr für uns da sein. Kurz ins Hotel, frisch machen und dann fährt der Fahrer uns in die Innenstadt. Der Führer zeigt uns die Koutoubia Moschee (nur von außen), erzählt uns Geschichten dazu (nachlesen im Internet, wen es interessiert), wir laufen über den Jemaa el Fna (grosser Platz), der abendlich mit Gauklern und Essbuden bevölkert ist. Wir tauchen ein in den Souk und lassen alles auf uns wirken. Die Bilder geben sicherlich einen kleinen Eindruck davon. In einem Gewürzladen werden wir über die Wirkung vieler Gewürze aufgeklärt, für was und für wen Produkte aus Arganöl gut ist. Wir kaufen ein in dem großen Centre Artisanal (Festpreise). Wir besuchen den Bahia-Palast, ein maurisch-andalusischer Palast eines Fürsten, der dort mit seinen 29 Frauen und dem Hofstaat residierte. Dieser Palast ist der Alhambra sehr ähnlich. Wunderschöne Ornamente zieren die Decken und Seiten. Toll. – Nach vier Stunden, ist unsere Aufnahmefähigkeit bei null und wir verabschieden uns von unserem Stadtführer. Wir trennen uns. Wir Frauen wollen nochmals im Souk unterwegs sein und einkaufen. Ute feilscht wie der Teufel! Später setzen wir uns in ein Cafe am Jemaa el Fna Platz und sehen in der zunehmenden Dämmerung, wie sich der Platz füllt mit Ständen, Musikern und Vorführungen von irgend etwas. Es ist natürlich der Anziehungspunkt für Touristen. Um 19.00 Uhr treffen wir mit unseren Männern zusammen (vorher hatte ich am Platz Ute aus den Augen verloren – gut dass wir einen Treffpunkt für alle ausgemacht hatten). Mit dem Bus fahren wir zu unserem Hotel (Hauptverkehrszeit, stockender Verkehr). Abends genießen wir bei 26°C, Bier, Wein ein sehr gutes 3-Gänge-Menü: Salat von Tomate und Paprika, Schleifchennudeln mit Nußsoße und eine Schokoladencreme zum Nachtisch. Zufrieden geht es ins Hotelbett.
Montag: 19.10. Um 7.00 Uhr holt uns ein Fahrer ab, um auf der Autobahn nach Casablanca zu fahren. Thomas sitzt hinten und sieht im Spiegel, wie übermüdet der Fahrer ist. Er hat immer wieder ein Auge zu und fährt langsam! Alfred, der vorne sitzt, bemüht sich dem Fahrer Fragen zu stellen, ihm etwas zu erzählen. Wir bangen, denn überall sieht man bei der gerade verlaufenden Straße die Bremsspuren von Autos, deren Fahrer eingeschlafen sind. 80 km vor Casablanca sagen wir lange vorher, dass wir einen WC und Cafe-Stop einlegen wollen. Beinahe ist er dann an der Ausfahrt vorbei gefahren. Nach einem spendierten Cafe und etwas zum Essen geht es dann besser. Wir atmen auf, als wir vor dem Flughafen ankommen. – Abflug - und pünktlich kommen wir in Madrid an. Wir suchen dort unser Terminal, essen schnell noch was, weil auf den Billigrouten gibt es ja dann nur was zum essen, wenn man es kauft. – Mit nur wenig Verspätung landen wir in Frankfurt. – Der Zug ist trotzdem weg. Warten und Tee trinken bis der Zug fährt. Ute steigt in Stuttgart aus, Alfred und ich kommen nach 23.00 Uhr in Ulm an.
Fazit: Es war eine spannende, abwechslungsreiche Reise. Wir sahen viel vom Atlasgebirge, wir fuhren zum Teil durch Landschaften, die nicht jeder Reiseveranstalter anbietet, Bergtäler und Flüsse, die so wild in Europa nicht mehr zu sehen sind, wir konnten sehen, wie die Berber in sehr armen Verhältnissen/Dörfern leben, wie kostbar sauberes Wasser ist, sowohl im Hochland, als auch in der Wüste. - Wer nach Marokko reist, sollte Toleranz im Gepäck mitnehmen und sich auf sehr sehr einfache hygienische Verhältnisse einstellen. Wer französisch kann, ist eindeutig im Vorteil. zurück